Behandlung chronischer Wunden
Die Wundbehandlung bei chronischen Wunden stellt für Patienten*Patientinnen, Ärzte*Ärztinnen und Pflegepersonal weiterhin eine große Herausforderung dar. Die Zeit vom Erstkontakt bis zur akkuraten Diagnose bei Wundpatienten*-patientinnen liegt laut Erhebung des Instituts für Versorgungsforschung in der Dermatologie und Pflegeberufen an der Universitätsklinik Eppendorf bei durchschnittlich 3,9 Jahren. Chronische Wunden bedeuten für den*die Patienten*Patientin aber manchmal einen jahrelangen Leidensweg. Die Lebensqualität der Betroffenen ist wegen Schmerzen, Bewegungseinschränkung und den regelmäßigen Verbandswechseln stark eingeschränkt. Deswegen ist es von großer Bedeutung, die Ursache der chronischen Wunde abzuklären und zu behandeln, um eine schnelle Abheilung zu erreichen und ein Wiederauftreten zu verhindern.
Mögliche Ursachen sind hierfür:
- Durchblutungsstörungen (Verschlüsse oder Verengungen der Beinschlagadern
- Venöse Erkrankung als Ursache, ein Krampfaderleiden oder Folge einer früheren Thrombose
- Zuckerkrankheit
- In seltenen Fällen kann das Ulcus cruris durch andere Ursachen wie Hauttumore oder Vasculitis (Gefäßentzündung) bedingt sein.
In unserer Klinik beginnen wir bei der Erstvorstellung des*der Patienten*Patientin mit einer sehr genauen Anamnese (Patientenbefragung). Abgefragt werden frühere Geschwüre, eine bekannte periphere arterielle Verschlusskrankheit, Krampfaderleiden, tiefe Beinvenenthrombose, arterielle oder venöse frühere Operationen sowie Schmerzanamnese und bisherige Therapiemaßnahmen. Die anschließende klinische Untersuchung trägt entscheidend zur Diagnosestellung bei. Dabei verschafft sich der Arzt einen ersten Eindruck. Einen wichtigen Hinweis auf die mögliche Ursache der Wunde gibt bereits das Aussehen und die Lokalisation derselben. Bei ursächlichen Krampfadern sind solche in den meisten Fällen auch sichtbar. Bei länger bestehendem Krampfaderleiden und nach tiefer Beinvenenthrombose kommt es zum Beispiel sehr oft zu einer Hyperpigmentierung(Hautverfärbung) im Bereich des Innenknöchels. Erste Hinweise auf das Vorliegen von Verschlüssen oder Verengungen der Beinschlagadern (pAVK) gibt die simple Pulsaustastung der unteren Extremitäten. Die apparative Diagnostik mit Duplex- oder Doppler-Ultraschalluntersuchung gibt dem Spezialisten Informationen über die Venendynamik und die Lokalisation von Verengungen oder Verschlüssen der Beinarterien.
Mit diesen genannten Maßnahmen werden die Ursachen von ca. 90 % aller chronischen Wunden diagnostiziert. Erst nach Diagnosestellung kann ein Therapieplan erarbeitet werden. Zum Einsatz kommen je nach Ursache lokale Wundbehandlung, Bewegungstraining, Kompressionstherapie, Sanierung von Krampfadern, Behandlung von arteriellen Gefäßverschlüssen und im Verlauf bei Erreichen sauberer Wundverhältnisse die Transplantation von Haut zur Deckung des Ulcus cruris. Ohne vorherige gründliche Diagnostik ist also eine Therapie nicht möglich. So könnte beispielsweise eine Kompressionstherapie bei Übersehen einer behandlungsbedürftigen peripheren arteriellen Verschlusskrankheit die Ulcusheilung negativ beeinflussen. In den allermeisten Fällen wird so durch die ursachenbezogene Therapie eine Abheilung erreicht. Die Wundpatienten*-patientinnen werden bis zum Abschluss der Wundheilung von erfahrenen spezialisierten Wundexperten*-expertinnen begleitet.
Letztes Aktualisierungsdatum: 29.5.2017