Moderne operative Behandlung von Darmkrebs
Bei der Behandlung von Darmkrebs sind die operative Entfernung des betroffenen Darmabschnittes und die Entfernung des nächsten Lymphknotens einschließlich der begleitenden Gefäßversorgung die zentralen Eckpfeiler der chirurgischen Therapie. In der Chirurgischen Klinik nehmen wir alle Krebsoperationen des Kolons (Dickdarm) und des Rektums (End- oder Mastdarm) vor. Unser besonderer Schwerpunkt liegt dabei in der minimalinvasiven Operationstechnik, der sogenannten "Schlüssellochchirurgie", mit der besonders gewebeschonend über kleine Hautschnitte gearbeitet wird. Dadurch können größere Blutverluste fast vollständig vermieden und eine schnelle Rückkehr zur normalen Alltagsaktivität erreicht werden. Zur Entfernung von Karzinomen im unteren Enddarmbereich kommt ebenfalls die transanale endoskopische Mikrochirurgie zur Anwendung. In unserer Klinik führen wir jährlich über 100 Darmkrebsoperationen durch, davon die Hälfte minimalinvasiv.
Seit Oktober 2022 hilft das hochmoderne Instrumentensteuerungssystem Da Vinci X ® die Operationen bei Dick- und Mastdarmkrebs minimalinvasiv, besonders exakt und noch gewebe- und nervenschonender durchzuführen. Durch die Hochpräzisionstechnik des Da Vinci-Roboters erreichen wir beispielweise eine noch bessere Schonung der Beckennerven, wodurch Blasenfunktionsstörungen, Inkontinenzprobleme oder auch Sexualfunktionsstörungen deutlich verringert werden. Durch die 3D-Sicht samt 10-fache Vergrößerung – bei herkömmlichen minimalinvasiven Operationen besteht nur eine 2D-Optik – werden selbst kleinste Tumoranteile sichtbar und auch Lymphknotenmetastasen sind besser zu erkennen.
Eine ausführliche Vorstellung der roboterassistierten Chirurgie finden Sie auf der Seite der Chirurgischen Klinik in der Stiftung Herzogin Elisabeth Hospital.
Zum Download: Patienteninformation zum Behandlungskonzept bei Darmoperationen
DER AUFBAU DES DARMS
Der ca. 1,5 m lange Dickdarm ist eingeteilt in den Blinddarm mit Wurmfortsatz, dem aufsteigenden Darm, dem Querdarm, dem absteigenden Darm und dem S-Darm (Sigma). Er endet in dem End- oder Mastdarm, wie nebenstehende Abbildung veranschaulicht:
(mit Klick auf das Bild vergrößern)
WELCHE OPERATIONSVERFAHREN GIBT ES?
Etwa zwei Drittel der Darmtumore befinden sich im Kolon (Dickdarm), ein Drittel im Rektum (End- oder Mastdarm). Tumore im Enddarmbereich sind aufgrund ihrer tiefen Lage im Becken vergleichsweise schwieriger zu behandeln als Tumore im Dickdarmbereich. Wichtige Nervenbahnen und Organe wie Blase, Prostata, Scheide und Harnleiter befinden sich in unmittelbarer Nähe und erfordern ein hohes Geschick und auf Enddarmchirurgie spezialisierte Operateure. In einigen Fällen kann es bei tiefsitzenden Tumoren nahe des Schließmuskels sinnvoll sein, vor der Operation eine Kurzzeitbestrahlung oder eine kombinierte Chemo- und Strahlentherapie durchzuführen, damit sich der Tumor zurückbildet und der Schließmuskel nicht entfernt werden muss.
In Abhängigkeit der Tumorlokalisation werden in unserer Klinik folgende Standard- operationen an Dickdarm- und Enddarm sowohl offen (über Bauchschnitte) als auch minimalinvasiv durchgeführt:
Wurde der Tumor im rechten Teil des Dickdarms lokalisiert, erfolgt eine sogenannte Hemikolektomie rechts. Die Darmkontinuität kann durch eine Vereinigung des Dünndarms mit dem verbleibenden Dickdarm wieder hergestellt werden. In geeigneten Fällen wird diese Operation minimal-invasiv, d.h. über Mini-Schnitte, durchgeführt.
Befindet sich der Tumor im linken Dickdarm, erfolgt eine Hemikolektomie links. Der verbleibende aufsteigende oder quer verlaufende Dickdarm wird anschließend mit dem Enddarm vernäht.
Befindet sich der Tumor im Übergang zwischen Dickdarm und Enddarm, erfolgt die sogenannte Sigmaresektion, bei der anschließend der verbleibende absteigende Teil des Dickdarms mit dem Enddarm vernäht wird. In geeigneten Fällen wird diese Operation minimal-invasiv, d.h., über Mini-Schnitte, durchgeführt.
Wenn der Tumor im Bereich des End- bzw. Mastdarmes (Rektum) lokalisiert ist, erfolgt eine sogenannte Rektumresektion durch den Bauch , also von vorne (anterior).
Befindet sich der Tumor im oberen Drittel des Enddarmes, erfolgt eine Entfernung des oberen Enddarmes sowie eines darüber liegenden Stück Dickdarmes. Das umliegende Fett- und Bindegewebe (Mesorektum) wird mit entfernt, da sich hier die Lymph- und Blutgefäße befinden.
Befindet sich der Tumor dagegen im mittleren bis unteren Drittel des Enddarmes, also noch näher am Schließmuskel, werden der Großteil des Enddarmes, ein Teil des darüber liegenden Dickdarmes sowie das gesamte umliegende Hüllgewebe mit Lymph- und Blutgefäßen entfernt (Totale Mesorektale Excision – TME).
Bis vor einigen Jahren war immer ein großer Bauchschnitt erforderlich, jetzt lassen sich die meisten Rektumresektionen minimalinvasiv durchführen. Durch die Minischnitt-Technik ist nicht nur die Rekonvaleszenz und Rückkehr zur vollen Belastbarkeit deutlich beschleunigt, es gibt sogar erste Hinweise in Studien, dass die Rate der Heilung vom Darmkrebs sich mit dieser Technik erhöht.
In der Regel wird hier für einen vorübergehenden Zeitraum ein künstlicher Darmausgang (Stoma) gelegt, um die Verbindungsnaht zwischen dem verbliebenen Enddarm nahe dem Schließmuskel und dem Dickdarm zu schützen. Wenn die Darmnähte verheilt sind, kann durch eine weitere, vergleichsweise kleine Operation, nach ca. 2 bis 3 Monaten der künstliche Darmausgang wieder rückverlegt werden.
Liegt der Tumor zu tief, d.h. näher als 2 cm am Schließmuskel oder ist darin bereits eingewachsen, muss die gesamte Entfernung des Enddarmes, des Schließmuskels und des umliegenden Fett- und Bindegewebes erfolgen, um den Tumor komplett zu entfernen. Der Beckenboden wird mit einer Naht verschlossen und der Dickdarm am linken Unterbauch künstlich ausgeleitet. Eine Rückverlegung ist hierbei nicht möglich. Erfahrene Stomaberater und spezielle Schulungen helfen Ihnen jedoch dabei, nach einer Eingewöhnungs-
phase wieder zu einer guten Lebensqualität zurück zu finden.