Delirprävention im HEH
Seit Jahren nimmt der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung zu. Auch bei über 10.000 stationären Operationen im Jahr betreuen wir immer mehr Patienten* Patientinnen mit einem höheren Lebensalter. Da bei älteren Patienten*Patientinnen ein anderer Behandlungsansatz gewählt werden muss als bei jüngeren, kümmern wir uns in der Stiftung Herzogin Elisabeth Hospital u.a. gezielt um die Delirprävention.
Durch eine auf die besonderen Bedürfnisse älterer Menschen abgestimmte, professionelle Betreuung soll das Auftreten von Verwirrtheitszuständen vermieden werden. Dafür haben wir mit der AOK Niedersachen einen Qualitätsvertrag zur Delirprävention abgeschlossen. Durch die geplanten Maßnahmen möchten wir das Risiko für postoperatives Delir senken und die Qualität der Behandlung steigern.
Bei Fragen zum Qualitätsvertrag setzen Sie sich gerne mit uns in Verbindung. Unsere Delir- und Demenzbeauftragte steht Ihnen gerne als Ansprechpartnerin zur Verfügung.
Ein Delir stellt einen akuten Verwirrtheitszustand dar, der zusammen mit Wahrnehmungs- und Gedächtnisstörungen auftreten kann. Umgangssprachlich wird dieses Syndrom mitunter als „Durchgangssyndrom“ bezeichnet. Für Angehörige erscheint die vertraute Person dabei als ein vollkommen anderer Mensch. Erst wirkt der*die Betroffene ein bisschen verwirrt, nach kurzer Zeit zeigen sich mehrere der unten beschriebenen Anzeichen. Ein Delir kann sich innerhalb von wenigen Stunden oder Tagen nach einer Operation entwickeln. Für gewöhnlich klingt dieser Umstand nach einigen Tagen ab und die Allgemeinsymptome bilden sich wieder zurück.
Besonders gefährdet, ein Delir zu erleiden, sind ältere Menschen ab 65 Jahre. Folgende Auslösefaktoren können die Entstehung eines Delirs nach einem operativen Eingriff zusätzlich begünstigen:
- Flüssigkeitsmangel
- starke Schmerzen
- eingeschränktes Seh- und/oder Hörvermögen
- ungewohnte Umgebung
- Entzündungen (Infektionen)
- Stoffwechselentgleisungen
- Kognitive Störungen (Demenz)
- mehrere Vorerkrankungen mit verschiedenen Medikamenteneinnahmen
- neue oder abgesetzte Medikamente
- Alkoholmissbrauch
- Trauma (physisch, psychisch)
- Nierenfunktionsstörung (Niereninsuffizienz)
- Gebrechlichkeit
Die Symptome können sich je nach Tagesform meist zu den Abendstunden verstärken. Während eines Delirs zeigen sich nicht nur kognitive Veränderungen im Bewusstsein, in der Aufmerksamkeit, in der Wahrnehmung und in der Orientierung, es treten auch körperliche Symptome auf. Folgende Anzeichen können auf ein Delir hinweisen:
- übereifrig, unruhig, aggressiv
- apathisch, schläfrig
- ablehnend oder sehr anhänglich
- räumlich und zeitlich desorientiert
- körperliche Unruhezustände und Zittern
- Antriebsstörungen und Teilnahmslosigkeit
- gestörte Wahrnehmung bis hin zu Halluzinationen
- gestörter Tag-Nacht-Rhythmus
- Herzrasen
- Bluthochdruck
- vermehrtes Schwitzen
Zur Vermeidung und Behandlung des Delirs haben wir in der Stiftung Herzogin Elisabeth Hospital ein Delirmanagement eingerichtet.
Unser Konzept zur Delirprävention umfasst vor der Operation folgende Maßnahmen:
- Delir-Screening von Risikopatienten*-patientinnen durch den*die Anästhesisten*Anästhesistin, um frühzeitig ein Delir-Risiko zu erkennen und adäquate Maßnahmen einleiten zu können.
- Medikamentenmanagement durch die behandelnden Ärzte*Ärztinnen in Kooperation mit unserer Vertragsapotheke. Durch eine gezielte Anamnese werden die Medikamentengaben kontrolliert, um Wechselwirkungen zu vermeiden.
- Bei einem erhöhten Delir-Risiko vor der Operation erfolgt ein Aufklärungs- und Beratungsgespräch unter Einbeziehung der An- und Zugehörigen durch unsere Delirbeauftragte.
- Der*die delirgefährdete Patient*in erhält am Operationstag eine Patiententransportbox (elibox), um persönliche Hilfsmittel (Brille, Hörgeräte, Zahnprothesen) in unmittelbarer Nähe zu haben. Die Hilfsmittel können bis zur Narkoseeinleitung getragen und nach dem Eingriff schnellstmöglich eingesetzt werden.
Unser Konzept zur Delirprävention umfasst nach der Operation folgende Maßnahmen:
- Unsere Pflegekräfte führen täglich und für die Dauer von drei Tagen ein Delir-Screening durch, um erste Hinweise auf ein Delir zu erkennen.
- Zur Orientierung und Beschäftigung erhalten delirgefährdete Patienten*Patientinnen eine Kalenderuhr und täglich eine aktuelle Tageszeitung.
- Bei delirgefährdeten Patienten*Patientinnen erfolgt eine interprofessionelle Visite unter Beteiligung des gesamten Behandlungsteams.
- Eine frühe Mobilisation durch unsere Physiotherapeuten*Physiotherapeutinnen und die mögliche Steigerung der Physiotherapieeinheiten verhelfen zu mehr Eigen- und Selbstständigkeit der Patienten*Patientinnen.
- Das Konzept einer aktivierenden oder beruhigenden Pflege fördert die Selbstständigkeit und Entspannung.
- Das Anlegen und Führen eines Krankenhaustagebuchs durch das Behandlungsteam ermöglicht delirgefährdeten Patienten*Patientinnen, Erinnerungslücken zu schließen und die durchlebte Zeit anschließend bewusster nachvollziehen zu können.
Die Unterstützung und Einbeziehung der An- und Zugehörigen vermittelt Sicherheit und gibt Orientierung. An- und Zugehörige können gerne persönliche Gegenstände wie Lieblingskissen, Fotos, eigene Pflegeutensilien etc. mitbringen und so eine möglichst vertraute Umgebung schaffen. Regelmäßige Besuche von vertrauten Personen sind für delirgefährdete Patienten*Patientinnen wertvoll und vermitteln Sicherheit.
Soweit es unsere Kapazitäten zulassen, ist nach Absprache auch ein Rooming-in (Behandlungsunterstützung durch die Aufnahme einer Begleitperson) für An- und Zugehörige möglich.
Wenn Sie Fragen haben oder sich weitere Beratung wünschen, können Sie sich jederzeit gerne an unsere Delirbeauftragte wenden.