Die Gallenblase – ein entbehrlicher Verdauungshelfer
In unserem alltäglichen Bewusstsein eher stiefmütterlich betrachtet, erfüllt sie als Verdauungshelfer durchaus eine wichtige Aufgabe. „Die Gallenblase dient als Zwischenspeicher für die in der Leber produzierte Gallenflüssigkeit und hält diese zurück, um sie nach den Mahlzeiten über die Gallenwege an den Zwölffingerdarm abzugeben, wenn fettreiches Essen verdaut werden muss“, erläutert Dr. Hinrich Köhler, Chefarzt der Chirurgischen Klinik in der Stiftung Herzogin Elisabeth Hospital (HEH) die Funktion des Organs.
Wann ist „steinreich“ ungesund?
Falsche Ernährungsgewohnheiten und Stoffwechselerkrankungen können die Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit aus dem Gleichgewicht bringen, sodass einzelne Stoffe kristallisieren und sich Gallensteine bilden. Mit zunehmendem Alter steigt die Anzahl der betroffenen Patienten. Rund 30 Prozent der Frauen und 16 Prozent der Männer über 40 haben Gallensteine. Ihr Vorhandensein allein verursacht jedoch meist keine Beschwerden, sodass viele Menschen jahrelang nichts von den Steinen merken. Sobald die Gallensteine Probleme machen, äußern sich diese in krampfartige, heftige Schmerzen im rechten Oberbauch, die wellenartig zu- und wieder abnehmen, in Schulter und Rücken ausstrahlen und zwischen wenigen Minuten und mehreren Stunden andauern können. Solche Gallenkoliken gehen oft mit Übelkeit und Erbrechen einher. Verursacht werden sie meist, wenn ein Stein den Gallengang verstopft und die Gallenflüssigkeit nicht mehr in den Darm abfließen kann. Dieser Rückstau lässt Bakterien aus dem Zwölffingerdarm in den Gallengang aufsteigen und begünstigt dadurch die Entstehung einer Gallenblasenentzündung. „Sobald Gallensteine Beschwerden verursachen, müssen sie behandelt werden“, mahnt Dr. Köhler. „Eine „steinreiche“ Gallenblase schadet dem Körper mehr, als dass sie ihm nutzt. Da die Gallenblase für den Verdauungsprozess nicht zwingend erforderlich ist, kann ein Mensch auch ohne sie relativ problemlos leben.“
Mit kleinen Schnitten viel bewirken
Insgesamt werden in Deutschland jährlich rund 200.000 Gallenblasen-OPs durchgeführt. Auch im HEH gehört die Gallenblasenentfernung zum Tagesgeschäft der Chirurgen und erfolgt routinemäßig in minimal-invasiver Operationstechnik. „Dies reduziert die postoperativen Schmerzen und verkürzt den Krankenhausaufenthalt, da unsere Patienten schneller genesen“, erklärt Dr. Köhler. Der erfahrene Chirurg beschreibt den Eingriff: „Zunächst pumpt der Operateur den Bauch mit CO² auf, um mehr erkennen zu können. Anschließend setzt er vier kleine Schnitte, um Kamera, Klemmen und Zangen in den Bauchraum einzuführen. Die Gallenblase wird freipräpariert, die versorgenden Blutgefäße sowie der Gallenblasengang verschlossen und durchtrennt und das Organ über einen der kleinen Schnitte entfernt.“
„Du bist, was Du isst“
Die Gallenblase ist Teil unseres Verdauungssystems. Was wir essen, hat Auswirkungen auf ihre Arbeit. „Achten Sie also auf eine ausgewogene Ernährung mit wenig gesättigte Fettsäuren und wenig raffinierte Zucker aber dafür viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten“, empfiehlt der Chefarzt. „Trinken Sie ausreichend und versuchen Sie, Übergewicht zu vermeiden bzw. dieses abbauen.“ Regelmäßige Bewegung und gesunde Ernährung halten den Stoffwechsel in Ordnung und sind damit die beste Vorbeugung gegen Gallensteine.